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Über 100 Landwirtinnen und Landwirte kamen zum Sommerfest der Kreisbauernschaft Wesel.

Es müssen Taten folgen

Erstes Sommerfest der Kreisbauernschaft Wesel

Mit einer Premiere wartete die Kreisbauernschaft Wesel auf. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren coronabedingt keine Präsenzveranstaltungen mehr stattfinden konnten, lud die Kreisbauernschaft erstmals am 1. Juli zum Sommerfest mit gemeinsamem Grillabend auf den Betrieb von Diethelm Keesen in Neukirchen-Vluyn ein. Über 100 Gäste konnte dabei der Kreisvorsitzende ­Johannes Leuchtenberg begrüßen, ­darunter auch die beiden Ehrengäste – Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) und Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Die beiden warfen einen Blick auf den „Weg der Landwirt in die Zukunft – aus verbandspolitischer Sicht“.
Kein „Weiter so“
Entscheidend für die Mitglieder des RLV sowie für die künftige landwirtschaftliche Entwicklung sind nach Aussagen des RLV-Präsidenten neben den Entscheidungen der Bundes- auch diejenigen der Landesregierung. Hierbei ging Conzen neben dem allgemeinen Entzug landwirtschaftlicher Nutzflächen – vor allem bedingt durch den Regionalplan des Regionalverbandes Ruhr – auch intensiv auf die Tierhaltung und die Borchert-Kommission ein. Das ein „Weiter so“ nicht funktionieren könne, sei den Landwirten bewusst und sie seien gewillt, entsprechend zu handeln. Jedoch bedürfe es hierzu seitens der politischen Entscheidungsträger zukunftsorientierter Entscheidungen und keine Lippenbekenntnisse, wie sie bis dato erfolgt seien. Auch seien die Verbraucher zukünftig gefragt, da deren geäußerte Wünsche oftmals nicht mit ihrem Handeln übereinstimmten. Ein Haltungslabel könne die Tierhaltung in Deutschland dabei nicht retten, vielmehr sei die Herkunft entscheidend, so Conzen. Dem innerhalb des Koalitionsvertrages zum Ausdruck gebrachten Wunsch der Koalitionspartner, die Landwirtschaft unterstützen zu wollen, müssten nun Taten folgen. Der RLV-Präsident stellte klar, dass die 18 Mio. in NRW lebenden Verbraucher auf die Anpassung der Landwirtschaft vertrauen könnten, wenn seitens der Politik hierfür erforderliche Rahmenbedingungen geschaffen würden.
DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken betrachtete anschließend die Zukunft der Landwirtschaft mit Blick aus und auf Berlin. Von den dort rund 5 800 ansässigen Organisationen zur Interessensvertretung seien die wenigsten für die Landwirtschaft tätig. Insgesamt könne man von 50 bis 80 Interessenkollegen sprechen, wobei eine Bestandsaufnahme und Neuorientierung alle vier Jahre die Arbeit nicht erleichtern würde. In der vergangenen Legislaturperiode habe man innerhalb der Zukunftskommission Landwirtschaft starken Einfluss auf die Blaupause nehmen können und es habe ein „atmosphärischer Burgfrieden“ geherrscht. Innerhalb der Neubildung der Bundesregierung und des Bundestages habe man sodann neue Netzwerke aufbauen müssen, wobei man klar zum Ausdruck gebracht habe, „nicht kuscheln“, sondern vielmehr eine vernünftige Ebene zur Führung zielgerichteter Diskussionen schaffen zu wollen, betonte Krüsken.
Politische Anpassungen nötig
Gerade die Entwicklungen der letzten Monate und damit einhergehende Themen wie die Welternährung, die Kaufkraft und die Gasversorgung hätten gezeigt, dass die Erzeugung heimischer Produkte unbedingt in den Vordergrund rücken müsse, so der Generalsekretär. Hierbei mache es jedoch die europäische Politik in Brüssel den deutschen Landwirten nicht einfacher, indem unter dem Thema Pflanzenschutzmittel und damit verbundener Schutzgebietsausweisungen Millionen von Hektar entzogen würden. Auch würden die bürokratischen Schikanen nicht abgebaut werden, sodass man heutzutage bei der Registrierung von Pflanzenschutzgeräten feststellen müsse, dass diese fast schon wie Waffen behandelt werden. Neben den aktuellen Themenbereichen blieben jedoch auch der Klimawandel sowie die Artenvielfalt auf der Agenda des DBV. Hierbei darf man nach Aussage von Krüsken nicht in die Agrarpolitik der 1980er-Jahre zurückfallen, da die heutigen landwirtschaftlichen Unternehmer Klimaschutz können und Artenvielfalt organisieren. Abschließend stellte Krüsken he­­raus, dass zukunftsfähig nur sein könne, wer auch liefer- und handlungsfähig ist. Eine Stärkung der Landwirtschaft sei dabei die Lösung, wobei es zwingend erforderlich sei, politische Anpassungen vorzunehmen.

Konnten sich über ein gelungenes Sommerfest auf dem Betrieb Keesen freuen (v.l.n.r.): RLV-Präsident Bernhard Conzen, der Weseler Kreisvorsitzende Johannes Leuchtenberg, Betriebsleiter Diethelm Keesen und DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.
Fotos: Matthias Platzen