Blick auf die Region
Königswinter: Landwirtschaft trifft auf Politik
Das 28. Mal – da kann man mittlerweile von einer fest verankerten Tradition sprechen. Jedes Jahr lädt die Landwirtschaft im Rhein-Sieg-Kreis Politiker aus der Region auf einen anderen Betrieb ein, um aufzuzeigen, wie moderne Landwirtschaft funktioniert. Der erste Beigeordnete der Stadt Königswinter Dirk Käsbach freute sich, dass die Wahl am vergangenen Montag auf das Gut Heiderhof von Philipp Töllner in Königswinter fiel. „Landwirtschaft hat in Königswinter eine hohe Bedeutung und ich finde es gut, dass wir den Blick heute hier auf die Region werfen“, erklärte er.
Region im Fokus
Um das auch tatsächlich umzusetzen, wird den Besuchern immer ein spannendes Programm geboten. Den Anfang macht traditionellerweise ein Betriebsrundgang. Wie sehr Bürokratie einen manchmal ärgern kann und was für Kämpfe man als Landwirt manchmal zu bewältigen hat, weiß Philipp Töllner nur zu gut. Seit 2006 bewirtschaftet er den Gemischtbetrieb seiner Eltern mit Pensionspferdehaltung, Ackerbau, Maislabyrinth und Fußballgolf. Letzteres musste er für ein Jahr aussetzen, weil es Ärger mit einer Genehmigung gab. „Jetzt läuft aber alles wieder und wir freuen uns sehr darüber“, lächelt der Betriebsinhaber. Dass man mit Pensionspferdehaltung Tag und Nacht für seine Kunden da ist und warum es ihm wichtig ist, in seinem Betrieb auf mehrere Standbeine zu setzen, konnte er dabei gut rüberbringen. Die Nachfragen der Politiker zeigten, dass siesich in den Landwirt hineinversetzten und sich wunderten, wie einige Sachen in der Praxis laufen.
Situationsberichte
Um auch die Situation anderer Betriebszweige nach dem trockenen Sommer widerzuspiegeln, machten Situationsberichte von Junglandwirten das Programm komplett. Lukas Schimmel aus Wachtberg, der selbst Agrarwissenschaften studiert und von einem Milchviehbetrieb stammt, übernahm den Part Tierhaltung und Milcherzeugung. „Die Viehhalter haben derzeit die größten Probleme“, erklärte er. „Die Wiesen sind braun und der Mais ist viel kleiner als in normalen Jahren. Die Kosten für Futtermittel steigen daher ungemein.“ Wo man denn dann das Futter überhaupt herbekomme, war die Frage aus dem Publikum. „Wir müssen zukaufen und das ist teuer“, erläuterte der Junglandwirt. Er habe Angst, dass sich die Probleme noch bis ins nächste Jahr ziehen. Eine Sorge, die auch Töllner teilt. „Es muss dringend regnen und nicht nur ein bisschen. Schließlich müssen wir die Saat in die Erde bringen und das klappt nicht ohne Wasser“, machte er klar.
Dürre tut weh
Andreas Trimborn aus Lohmar berichtete aus Sicht des Gartenbaus und sprach neben der Trockenheit unter anderem das Thema Saisonarbeitskräfte an. „Die Probleme haben sich zugespitzt. Es wird immer schwieriger, Erntehelfer zu finden.“ Dazu kämen die günstigen Preise, die für die Produkte im Laden dann verlangt würden. „Das kann nicht funktionieren“, brachte er es auf den Punkt.
„Die Hitze hat uns in diesem Jahr allen sehr wehgetan“, fasste Theo Brauweiler, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg, zusammen. Umso wichtiger sind Treffen zwischen Politik und Landwirtschaft. Damit jeder mal einen Blick nicht nur auf die Region, sondern auch in die Welt des anderen werfen kann.