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Ernte im Rheinland enttäuscht auf ganzer Linie

Rheinische Getreideernte mit unterdurchschnittlichem Ergebnis nahezu abgeschlossen

Die diesjährige Getreideernte im Rheinland lässt nur ein Fazit zu: „Ertrag und Qualität sind eine Katastrophe“, macht der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), Bernhard Conzen, deutlich. Bereits bei der Wintergerstenernte meldet der RLV einen Ertragsrückgang von über 20 Prozent auf im Durchschnitt rund 67 bis 70 Dezitonnen pro Hektar (dz/ha). Auch beim Winterweizen, der im Rheinland auf 76.000 Hektar angebaut wird, habe sich dieses miserable Ergebnis faktisch durchgesetzt, so Conzen.

Der durchschnittliche Hektarertrag für die diesjährige Weizenernte wird auf rund 72 dt/ha geschätzt. Für die fruchtbaren rheinischen Böden sind Durchschnittserträge von knapp 90 dt/ha üblich. Auch die Qualität des Weizens entspricht nur selten den Anforderungen der Mühlenwirtschaft für Brotgetreide. Entweder fehlt es am sogenannten Hektolitergewicht, mit dessen Bestimmung indirekt Aussagen über die mögliche Mehlausbeute gemacht werden können, oder es fehlt an Eiweißgehalten. „Letztlich bedeutet dies für unsere Landwirte, dass ein großer Teil der Weizenernte verfüttert werden muss“, erläutert der RLV-Präsident und ergänzt: „Hier zeigt sich die Bedeutung der Tierhaltung. Schließlich gelangt ein großer Teil der Ernte nur über den Tiermagen in die menschliche Ernährung“.

Die Gründe für die schlechte Ernte liegen im Wetterverlauf. Es war während der gesamten Vegetationsperiode zu nass. Nicht selten wurde an den rheinischen Wetterstationen bereits im Juli die Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen Jahres erreicht. In der sensiblen Phase der Getreideblüte fehlte zudem die Sonne. „Unsere Pflanzen funktionieren wie Photovoltaikanlagen – fehlt die Sonne, fehlt die Energie, um Erträge zu bilden“, verdeutlicht Conzen. Dieser Effekt war auch bei der Rapsernte zu beobachten, deren Ertrag daher mit rund 35 dt/ha zwar nicht überzeugen konnte, die Ölgehalte aber nach Schätzungen des Verbandes mit 43 % auf Vorjahresniveau lagen.

Frustrierend für die Landwirte ist die aktuelle Marktsituation. Trotz deutlich niedrigerer Ernteergebnisse in allen wichtigen EU-Erzeugerländern wie Frankreich stehen die Preise für Getreide und Ölsaaten unter Druck und liegen mit rund 19 €/dt für Weizen deutlich unter dem Vorjahresniveau. Als Gründe nennen die Experten des Verbandes insbesondere die hohen Lagerbestände aus dem Vorjahr sowie das mangelnde Kaufinteresse wichtiger Importländer. „Getreide ist ein internationales Handelsgut, hier müssen wir den Weltmarkt betrachten, die regionale Produktion hat keinen Einfluss“, betont Conzen. Belastend auf die Preisbildung in der EU wirkt sich zudem der fehlende Abfluss von ukrainischem Getreide aus, das durch den Wegfall der Handelsrouten über das Schwarze Meer nicht mehr direkt den Weg auf den Weltmarkt findet und somit auf dem europäischen Binnenmarkt landet.

„Unsere Landwirte stehen vor der großen Herausforderung, die Lebensmittelversorgung unter immer schwierigeren Bedingungen zu sichern“, betont der Verbandspräsident. „Die aktuelle Politik macht es uns leider nicht leichter. Statt sachgerechte Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft zu geben, regiert die Berliner Blase mit einem bürokratischen Klein-Klein aus Auflagen und Verboten“, macht Conzen deutlich und fordert: „Wir müssen endlich wieder zu mehr Fachlichkeit kommen. Wir brauchen eine Düngung, die sich am Bedarf der Pflanzen orientiert, damit wir marktfähige Produkte erzeugen können. Wir brauchen eine ausreichende Zahl von Pflanzenschutzmitteln, um den Herausforderungen des Klimawandels mit immer neuen Pflanzenkrankheiten und Schädlingen angemessen begegnen zu können, und wir brauchen einen Innovationsschub in der Pflanzenzüchtung, damit die Klimaanpassung gelingen kann“.