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Generationsübergreifendes Interesse

Kreisbauernschaft Euskirchen lud mit der Kreissparkasse wieder zum Tag der Landwirtschaft ein

Nach Mechernich und Euskirchen war auch der Ort für den dritten Tag der Landwirtschaft, das Holzkompetenzzentrum in Nettersheim, gut gewählt. „Mit rund 55 Teilnehmern kamen mehr Landwirte als angemeldet“, bestätigte Kreissparkassen-Vorstand Holger Glück. Auch diesmal boten Kreissparkasse und Kreisbauernschaft Euskirchen bei der gemeinsamen Fachveranstaltung Themenschwerpunkte, die alle Generationen auf dem Hof angehen.

Noch nie waren so viele Menschen pflegebedürftig wie heute. Wer aber trägt die Kosten für die Pflege zu Hause oder im Heim, dann, wenn sie nicht etwa durch Vermögen gedeckt sind? Paul-Heinz Müller, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Euskirchen, plädierte mit seinem Vortrag „Elternunterhalt für Landwirte – rechtlicher Hintergrund“ dafür, sich mit dem Thema rechtzeitig ausei­nan­derzusetzen und unbedingt fachlichen Rat einzuholen. Die Frage des Elternunterhaltes stelle sich dann, wenn der Umzug ins Pflegeheim ansteht. Kinder „haften“ für ihre Eltern. „Reicht das eigene Vermögen des Pflegebedürftigen nicht aus, springt zwar erst der Sozialstaat ein, er holt sich das Geld später aber von den Kindern wieder“, so der Rechtsanwalt. Und das kann für einen landwirtschaftlichen Betrieb durchaus pro­blematisch werden, denn die Kosten für eine Heimunterbringung sind hoch. Auch Schenkungen aus den letzten zehn Jahren vor Eintritt der Bedürftigkeit können beispielsweise rückgefordert werden. Grundsätzlich, so warnte Müller, gelte das auch für einen übertragenen landwirtschaftlichen Betrieb. Hier gebe es aber Einzelfallprüfungen. Es lohnt also ein Blick in die Hofübergabeverträge, so Müller. Insbesondere in alten Verträgen seien die Formulieren dazu nicht optimal. Sein Fazit: „Für den Pflegenden ist es egal, wer bezahlt, ob der Hofnachfolger oder der Staat. Für den landwirtschaftlichen Betrieb kann es aber unter Umständen um die Existenz gehen.“

„Wer kennt jemanden, der pflegebedürftig ist oder jemanden pflegt?“ Die meisten Hände der Veranstaltungsteilnehmer waren bei dieser Frage von Torsten Vallas, Vertriebsbeauftragter der Union Krankenversicherung AG, oben. „Der Staat plädiert seit Jahren dafür, sich mit der Pflege zu befassen“, führte er weiter aus. Denn die gesetzliche Pflegeversicherung sichere nur die Grundversorgung. Die tatsächlichen Pflegekosten seien meist höher. Der Versicherungsfachwirt erläuterte kurz die Änderungen durch die Pflegereform 2017, durch die es etwa 500 000 mehr Leistungsberechtigte gebe. Und er rechnete vor, wie der Staat die private Pflegevorsorge finanziell fördert beziehungsweise welche Leistungen bei privater Vorsorge zu erwarten seien. Sein Tipp: „Suchen Sie das Gespräch mit einem Berater, um das passende Produkt zu finden.“

Dass die Themen richtig gewählt waren, zeigten die vielen intensiven Gespräche der Teilnehmer in der Pause und im Anschluss.

„Agrarwissenschaft der Zukunft – zwischen Casino Royale und Bauernmarkt“ – mit diesem Vortrag von Dr. Bernd Lüttgens, stellvertretender RLV-Hauptgeschäftsführer, schloss die Veranstaltung. Nicht Spionage à la James Bond war gemeint, sondern das Unkalkulierbare in vielen Märkten – eben wie bei einem Spielbankbesuch. Dabei spannte der Referent einen Bogen von den EU-Ausgleichszahlungen, über die auslaufenden EU-Exporterstattungen, bis hin zur seit Ende der 1990er-Jahre steigenden Weltfleischerzeugung. Insbesondere bei Rindfleisch sieht Lüttgens einen Wachstumsmarkt. Für die Vermarktung von Schweinefleisch sei der chinesische Markt wichtig. „Dort werden auch die Teile vom Schwein vermarktet, die wir hier nicht essen“, erläuterte er. Allerdings werde mit der Einschleppung der ASP nach Deutschland der Export zusammenbrechen. Mit Blick auf die Milch- und Weizenpreise sagte er: „Die Landwirtschaft ist ein Bereich mit stark schwankenden Märkten und einem Verbraucher, der nicht bereit ist, das zu bezahlen, was Produkte wert sind.“ Das gelte auch für Bioprodukte, so Lüttgens. „Und wie bekommt man die Gesellschaft dazu, mehr zu bezahlen?“, schloss sich eine Frage in der Diskussion an. „Die Deutschen sind ein Volk von Sparfüchsen, damit muss man sich abfinden“, lautete die realistische Antwort. Chancen böten aber gerade die Regionalität oder neue Ideen. Allerdings – auch das räumte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer ein: „Die richtige Lösung für alle gibt es nicht.“