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Verbrachten einen informativen Nachmittag mitei­nan­der (v.l.n.r.): Betriebsleiterehepaar Mark und Annika Bonus,
Dr. Christian Hoffmann, Gisela Wolfers, Kreisvorsitzende der Landfrauen, Paul-Christian Küskens, Vize-Kreislandwirtin
Hannelore Schleupen, Andreas Wolfers, Kreisgärtnermeisterin Andrea Bott, Sebastian Gores, Geschäftsführer
Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen, Frank Bott sowie Landrat Dr. Andreas Coenen.
Foto: Tina Ziemes

Grundwasserschutz ist selbstverständlich

Landwirte und Landrat des Kreises Viersen besichtigten Gemüsebaubetrieb.

In Viersen gibt es zu viel Nitrat und schuld ist die Landwirtschaft – mit diesem Vorwurf werden Landwirte tagtäglich konfrontiert. Grund genug, das Ganze zum Thema der traditionellen Besichtigungsfahrt mit dem Landrat des Kreises Viersen, Dr. Andreas Coenen (CDU), zu machen. Die von der Landwirtschaftskammer organisierte Fahrt führte in diesem Jahr auf den Gemüsebaubetrieb von Mark Bonus in Niederkrüchten. Sein Betrieb gehört zu den 31 Modellbetrieben der Wasserrahmenrichtlinienberatung in NRW.

Unter Generalverdacht

„Ich ärgere mich darüber, dass Landwirte und Gärtner beim Thema Nitratwerte immer an den Pranger gestellt werden“, machte Bonus zu Beginn der Besichtigung seinem Ärger Luft. „Wir bereiten das Saatbett, düngen und pflanzen an einem Tag“, erklärte der 43-Jährige, der sich auf den Anbau von Gemüse spezialisiert hat. „Die Düngung richtet sich nach dem Bedarf der Kultur und wird nicht nach dem Gießkannen-System ausgeschüttet.“ Ganz ohne Düngung ginge es aber nun einmal auch nicht, denn dann leide die Qualität und sein Absatz breche weg. „Entweder ich liefere einen einwandfreien Salat ohne Raupe, Laus und Blattkrankheit oder ich bin weg vom Fenster“, brachte er die Anforderungen des Handels auf den Punkt. Beim Gang über das Betriebsgelände beschrieben die Landwirte dem Landrat, welcher Druck auf den Produzenten laste. „Mir ist klar, dass es keine einfache Aufgabe ist, alles unter einen Hut zu bekommen“, sagte dieser mit Blick auf viele teure Maschinen und viel Verantwortung gegenüber Arbeitskräften.

Kreislandwirt Paul-Christian Küskens verwies auf die Problematik der Düngeplanung und erklärte den Anwesenden, dass die neue Düngegesetzgebung „nicht ganz glücklich“ sei. Gerade nach diesem Extremjahr stünde eine spannende Zeit bevor. „Schließlich haben wir alle mit höheren Erträgen gerechnet und entsprechend gedüngt“, erinnerte er. „Technisch ist schon so vieles möglich“, warf Bonus mit Blick auf neue Düngemethoden wie das Aussparen der Fahrspuren ein. „Aber am Ende des Tages muss der Aufwand auch bezahlt werden!“

Fachliche Diskussion

Küskens brachte in der Runde eine weitere Problematik zur Sprache: Gülle-Importe aus den grenznahen Niederlanden. Die Menge der importierten Gülle sei zwar über ein Datenbanksystem dokumentiert. „Auf der deutschen Seite der Grenze ist die Lage aber anders“, so der Vorsitzende der Kreisbauernschaft. „Wo der Importeur die Gülle aus den Niederlanden letztlich in den Boden lässt, kann aus Sicht des Kreises nicht nachvollzogen werden.“

„Solange die Diskussion um das Thema Düngung fachlich geführt wird“, so Bonus, „brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken!“ Problematisch sei der kleine Prozentteil derjenigen, die mit Düngung Schandtaten betrieben und damit den ganzen Berufsstand in schlechtes Licht rückten. Auch Dr. Christian Hoffmann, Geschäftsführer der Kreisstelle Heinsberg-Viersen von der Landwirtschaftskammer, pflichtete bei: „Einen generellen Systemwechsel halte ich für falsch. Vom Grundsatz funktioniert das System ja, aber schwarze Schafe müssen konsequent he­rausgefiltert werden.“ Landwirt Wolfers betonte gegenüber Landrat Coenen, dass „dem Verbraucher viel mehr rübergebracht werde muss, welcher Aufwand hinter der Produktion von Lebensmitteln stecke“. Immer nur als „Prügelknabe“ dazustehen, sei zermürbend.

Coenen selbst stellte am Ende des Treffens fest, dass „offenbar der Abstand zwischen dem, was Verbraucher von Landwirtschaft und Gartenbau wahrnehmen, und dem, was der Wirklichkeit entspricht, immer größer wird“. Der Kreis Viersen habe zum Thema Nitratbelastung ein eigenes Gutachten erstellen lassen. „Auch wenn das Thema komplex ist, möchten wir das Problem in den Griff bekommen.“ Es gelte aufzuklären und die richtigen Schlussforderungen zu ziehen. Die Nitratbelastungen deutlich zu senken, sei eine Generationenaufgabe, so Coenen abschließend.