„Schnell und unbürokratisch“
Heinen-Esser besucht hochwassergeschädigten Betrieb in Flerzheim
Auf 150 Höfen und rund 15 000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche hat das Jahrhunderthochwasser im Juli nach Schätzungen der Landwirtschaftskammer Schäden hinterlassen. Einen betroffenen Betrieb besuchte NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser vergangene Woche. Auf der Hofstelle von Andreas Nolden und seiner Familie in Flerzheim stellte sie sich den Fragen von Landwirten. Die drehten sich vor allem darum, wofür staatliche Unterstützung erwartet werden kann, wie die Schäden nachzuweisen sind und an wen sie sich dafür wenden müssten.
Dabei geht es den Praktikern nicht nur um Sachschäden an Gebäuden oder Maschinen. Genauso wichtig ist ihnen, Verlässlichkeit zu haben, wie sie mit Äckern und Wiesen verfahren sollen, die überflutet waren oder noch überflutet sind. Schließlich müssten diese zügig wieder bestellt beziehungsweise von Lasten befreit werden.
Proben ziehen und Schäden dokumentieren
Um ganz sicher zu gehen, sollten die Betriebe auch daran denken, Proben von Boden und/oder Aufwuchs zu ziehen. hieß es. Wie sie dabei vorgehen und wohin das Probenmaterial gehen sollte, bei solchen Fragen könne auch die Landwirtschaftskammer zur Seite stehen. Heinen-Esser und der mitangereiste Abteilungsleiter Landwirtschaft, Dr. Jan Dietzel, unterstrichen in dem Zusammenhang, dass vorgesehen sei, dass die Kosten dafür ebenso wie eventuell nötige Gutachten im Rahmen der staatlichen Hilfen übernommen werden sollen.
Außerdem stellten sie in Aussicht, dass im Zusammenhang mit den Wiederaufbauhilfen angestrebt werde, entgangene Gewinne durch den Verlust von Ernten zu entschädigen. Ebenso wie der Verzicht auf die sogenannte Bonitätsprüfung wäre dies eine deutliche Verbesserung gegenüber früheren Hilfsprogrammen. So war für die Gewährung von Dürrehilfen vor wenigen Jahren eine Bonitätsprüfung erforderlich, um die Bedürftigkeit festzustellen. Das sorgte für viel Kritik. Jetzt wolle man den wirklichen Schaden in den Fokus nehmen. Einig waren sich Heinen-Esser und die Anwesenden auch darin, dass vorgesehene Mittel für den Wiederaufbau zügig gewährt werden müssten.
Nicht überziehen
Antragstellung und Bewilligung sollten so einfach wie möglich gehalten werden. Ganz ohne Formalien wird es aber nicht gehen. Schließlich handle es sich bei den Unterstützungen um Steuergelder. Dass Landwirte nicht die Einzigen sind, die infolge der Fluten Schäden zu tragen haben, daran erinnerte Thomas Gräf von LsV NRW. Es müsse nicht alles „bis auf den letzten Cent bezahlt werden“; es gäbe andere, die „es schlechter erwischt hat“, sagte er.
Landwirt Andreas Nolden selbst ist mit einer 120 ha großen Fläche betroffen. Neben der um 1900 errichteten Hofstelle in Flerzheim erwischte es zudem eine zweite Betriebsstätte in Meckenheim. Um diese künftig besser zu schützen, überlegt er, dort einen Erdwall als Barriere aufzuschieben. Solche Vorhaben, so der Rat der anwesenden Fachleute von Landwirtschaftskammer, Ministerium und Interessenvertretung, sollten allerdings eng mit der jeweiligen Kommune abgestimmt werden. Nach der Katastrophe sei es nötg, die Schwachstellen zu analysieren. Das beträfe nicht nur das Monitoring der Pegelstände an den Flüssen. Es sollten alle bereits vorhandenen Daten, etwa der Wasserverbände, genutzt werden, regte Landwirt Freiherr Paul von Boeselager an. Heinen-Esser sieht zudem die Notwendigkeit, wie am Rhein die Messintensität an kleinen Fließgewässern zu verbessern.
An das Engagement und die „enorme Hilfe“ der Landwirte für andere Flutgeschädigte erinnerten neben Oliver Krauß (CDU), der als Landtagsabgeordneter den Besuch von Heinen-Esser organisiert hatte, auch Bernhard Conzen und Johannes Brünker vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV).